Sensibles Wasser, Heft 4
Heinz-Michael Peter:
Das Strömungsverhalten des Wassers in der biologischen Selbstreinigungsstrecke des Schwarzwaldbaches Mettma.
mit einem Geleitwort von Professor Dr. Jürgen Schwoerbel (Universität Konstanz)
SENSIBLES WASSER Band 4, Herrischried 1994. ISBN 3-931719-03-0
In dem Schwarzwaldbach Mettma kam es bis 1977 durch Einleitung biologisch abbaubarer Brauerei-Abwässer zu einer charakteristischen Reihenfolge von Organismen-Gesellschaften, die auf einer Fließstrecke von 8 km den vollständigen Abbau der Abwasserlast im Sinne einer Nahrungskette besorgten. Sie wurden in den 1970-ger Jahren von der hydrobiologischen Arbeitsgruppe Schwoerbel der Universität Freiburg, später Konstanz, eingehend untersucht. In parallel dazu durchgeführten Untersuchungen mit der Tropfbildmethode nach Theodor Schwenk wurde das Strömungsverhalten des Wassers in den entsprechenden Gewässerabschnitten dargestellt. Die vorliegende Arbeit dokumentiert die damaligen Strömungsuntersuchungen und stellt sie den hydrobiologischen, hydrographischen und anderen Befunden gegenüber.
Die Tropfbildströmungen durchlaufen in der Selbstreinigungsstrecke alle Bild- und Entwicklungstypen von der undifferenzierten Scheibe bis zur Vielgestaltigkeit entsprechend derjenigen oberhalb der Abwassereinleitung. Sie können den gewässerphysiologischen Abschnitten der Destruktionszone, Produktions- und Konsumationszone zugeordnet werden. Im Strömungsverhalten des Wassers zeigt sich damit eine Parallele zur fortschreitenden Differenzierung der in den verschiedenen Gewässerabschnitten lebenden Organismen hinsichtlich ihres Körperbaus und ihrer Lebensweise, wie auch der Diversität der Organismen-Gesellschaften. Damit ist die Frage nach der Bedeutung der Strömung als ökologischer Faktor erneut aufgeworfen.
Das Ausmaß der Wirbelentfaltung der Tropfbilder entlang des Baches geht parallel zur Kurve der Sauerstoffgehalte und entgegengesetzt parallel zur Kurve der Eutrophierungs-Indikatoren Ammonium und Phosphat. Um ihre eventuelle Abhängigkeit vom Sauerstoffgehalt des Wassers zu prüfen, wurden Wasserproben von unterhalb der Abwasserzuleitung im Aquarium dauerbelüftet. Die Tropfbilder änderten sich aber nach Eintritt der Sauerstoffsättigung nicht, und es bedurfte monatelanger Dauerbelüftung, bis im isolierten System des Aquariums dieselben Resultate zustande kamen, die im intakten Gewässer in nur wenigen Stunden erreicht waren.
Zielgruppe: Naturwissenschaftler, insbesondere Limnologen, Biologen, Ökologen, Wasserfachleute.